Bis zu eine halbe Million Menschen ab 60 Jahren sind in der Schweiz jährlich von Gewalt oder Vernachlässigung betroffen. Den Opfern fällt es oft schwer, sich zur Wehr zu setzen. Aus Scham ziehen es viele vor, Missbräuche zu verschweigen. Betreuung und Hilfen zu Hause können eine wichtige Rolle spielen, um Missbrauch zu verhindern.
«Als ich die ersten Male Gewalt zu Hause erlebte, habe ich mich geschämt und mich niemandem anvertraut. Dank der Unterstützung von Pro Senectute hat sich die Situation im Alltag nun entspannt.»
Gewalt und Missbrauch im Alter ist ein Tabuthema, über das gesellschaftlich und medial nur wenig gesprochen wird. Dabei werden gemäss Schätzungen des bundesrätlichen Berichts zur Verhinderung von Gewalt im Alter Jahr für Jahr 300'000 bis 500'000 Personen ab 60 Jahren Opfer von Gewalt oder Vernachlässigung. Wie Gewalt kann auch Vernachlässigung vorsätzliches Verhalten bedingen und sowohl psychisch als auch körperlich erfolgen.
Die Forschung weist auf vier zentrale Faktoren hin, die Gewalt und Vernachlässigung im Alter begünstigen können:
Der Bericht des Bundesrats gelangt zum Schluss, dass es zur Bekämpfung von Gewalt und Missbrauch im Alter eine Reihe von Massnahmen im Bereich Prävention, Erkennung und Intervention braucht. Diese Massnahmen müssen sich sowohl an die Opfer als auch an deren Angehörige, an Fachpersonen und die breite Öffentlichkeit richten. Den schweizweit tätigen Organisationen der Altershilfe kommt dabei eine zentrale Rolle zu, da sie der älteren Bevölkerung folgende wichtige Betreuungsleistungen anbieten:
Betreuungsangebote und Hilfen zu Hause fördern die soziale Teilhabe und Interaktion sowie den Austausch mit anderen Menschen. Zudem können sie ein Vertrauensverhältnis schaffen, das es geschultem Personal ermöglicht, Anzeichen von Gewalt und Vernachlässigung frühzeitig zu erkennen.
Bewegungs- und Sportangebote fördern die Gesundheit, steigern das Wohlbefinden, mildern körperliche Beschwerden und ermöglichen soziale Kontakte.
Entlastungsangebote für betreuende Angehörige und geschultes Personal ermöglichen es, die Betreuung älterer Menschen temporär an andere Personen abzugeben, um sich erholen zu können. Schulungen können einen besseren Umgang mit den eigenen Ressourcen vermitteln und Schwierigkeiten des Betreuungsalltags aufzeigen, um Überlastung zu verhindern und Entlastung zu erreichen.
Breit zugängliche Betreuungsangebote haben das Potenzial, kostengünstig eine präventive Wirkung auf Gewalt und Vernachlässigung im Alter zu erzielen.